Wie steinerne Zeugen aus der Eifel den Weg nach Australien fanden
Der Überlieferung nach wurde, so Karl-Heinz Seelig, in Rheinhessen der Keller für ein Haus ausgehoben. Dabei kamen viele Mahlsteine zum Vorschein. Die Nachbarn bedienten sich und so kamen auch zwei Steine in den Besitz einer Frau. Als diese starb, gingen die Steine in den Besitz ihrer Nichte über, die sich entschloss nach Australien auszuwandern. Ihr gesamtes Hab und Gut – darunter auch die Mahlsteine – packte sie in zwei Schiffscontainer und flog nach Australien, wo sie sich in Yungaburra auf den Atherton Tablelands in Nord-Queensland niederließ. Jedoch hatte sie lediglich ein Touristenvisum und musste schließlich Australien wieder verlassen. Sie verkaufte und verschenkte ihre Habseligkeiten und kehrte nach Deutschland zurück.
In Yungaburra gibt es eine kleine Kapelle, welche zur Galerie einer örtlichen Künstlerin umfunktioniert wurde. „Eines Tages, etwa im Jahre 1998, besuchte ich diese Galerie und entdeckte zu meinem Erstaunen in einer Ecke die beiden Mahlsteine. Ich wusste sofort, dass es sich dabei um Mahlsteine aus Mendig handelt, denn die Textur der Lava, aus welchen die Steine gearbeitet wurden, und die Form eines Napoleonshut ist typisch und unverkennbar“, erzählt Seelig, der 1993 von Erlangen nach Australien ausgewandert war. Zuvor hatte er fünf Semester Geologie an der Uni in Erlangen studiert und an mehreren Exkursionen in die Eifel teilgenommen. „Die Künstlerin hatte keine Ahnung über die Bedeutung und Herkunft dieser Steine. Sie sagte, sie hätte diese von einem deutschstämmigen Nachbarn geschenkt bekommen. Aus lauter Begeisterung über meinen Fund wies ich die Besitzerin auf die historische Bedeutung der Steine hin“, so Seelig weiter.
Die Atherton Tablelands sind übrigens ein Gebiet, das mit der Vulkaneifel viel gemeinsam hat. Hier gibt es an die 60 Vulkane unterschiedlichen Typs, darunter Maare und Schlackenkegel.1996 gründete Seelig dort eine geologisch interessierte Vereinigung. Später hatte ich die Idee, eine Gebiets-Schwesternschaft zwischen der Eifel und den Tablelands anzustoßen. Dazu war er auch mit Frank Neideck von der Mendiger VG-Verwaltung in Kontakt. „Leider fehlte von australischer Seite das nötige Geld, um diese Idee weiter zu verfolgen. Dann regte ich den Bau eines ein Vulkanzentrums als Lehrstätte und Touristenattraktion an. In diesem Vulkanzentrum wollte ich eine Abteilung über Nutzen und Verwendung von Lava für und von Menschen einrichten. Dazu waren diese Mahlsteine aus der Eifel ein passendes Beispiel. Also kontaktierte ich die Künstlerin und fragte, ob sie die Steine verkaufen würde. Ich solle ein Angebot machen. Und da war ich dann in einer Zwickmühle. Einerseits hatten die Steine eigentlich für niemanden in Australien irgendeinen Wert und bei der Künstlerin lagen die Steine mittlerweile nur neben der Garage. Dummerweise hatte ich ihr einst erklärt, wie bedeutsam und selten die Steine aus meiner Sicht seien und so entschloss ich mich, ein ziemlich hohes Angebot zu machen, um in jedem Fall in den Besitz der Steine zu kommen, 500 Dollar, damals umgerechnet circa 300 Euro“, schmunzelt Seelig, wenn er daran denkt. Das Vulkanzentrum konnte aufgrund von Geldmangel nicht realisiert werden. Die Steine hätte Seelig gerne einem Vulkanmuseum in Australien vermacht, aber ein solches gibt es nicht. So stehen die beiden Mahlsteine aus der Eifel im Garten von Karl-Heinz Seelig und erinnern ihn täglich an diese Geschichte, an Mendig, die Eifel und seine studentischen Exkursionen. Und wenn alles nach Plan läuft, ist Seelig 2026 im Rahmen eines Deutschlandbesuchs ein paar Tage in der Heimat seiner Mahlsteine.

Karl-Heinz Seelig und seine Mendiger Mahlsteine. Foto: Karl-Heinz Seelig